Wie baut man ein Erzählcafé auf? Wo kann man Menschen treffen, die sich für den Körnerkiez, dessen Bewohner und ihre Geschichte(n) interessieren, und die man persönlich ansprechen kann? Vielleicht bei einem gemeinsamen Spaziergang durch den Kiez...
Wir wagten den Versuch und heuerten für drei Samstage im September und Oktober erfahrene Stadtführer an. Wochenlang verteilten wir Flyer, stellten sie ins Internet, versendeten E-Mails, trugen das Konzept in sozialen Einrichtungen vor und luden zu den Kiezführungen ein. Tatsächlich fanden sich dann an den vorgeschlagenen Treffpunkten zahlreiche Menschen ein - mehr als erwartet. Bevor wir losgingen stellte ich das Projekt „Erzählcafé im Körnerkiez“ vor, um die Gäste als künftige Besucher zu gewinnen. Dann übernahmen die Stadtführer die Regie.
Samstag, 19. September 2015
Dr. Rainer Pomp vermittelte uns als Historiker die Geschichte des Körnerkiezes und erklärte, wie sich das ehemalige Arbeiterwohngebiet zum multikulturellen Stadtteil entwickelte und welche herausragende Bedeutung der aus einer Kiesgrube entstandene Körnerpark für das Gebiet hat. Auf dem Rundweg wies er auch auf die beiden Grundschulen Peter-Petersen- und Konrad-Agahd-Schule sowie das Albrecht-Dürer-Gymnasium hin, auf ihre pädagogischen Inhalte und die soziale Zusammensetzung der Schülerschaft. Nicht unerwähnt blieb die Stadtplanung der Nazizeit, nach der im Zuge des geplanten Baus einer monumentalen Nord-Süd-Achse mehrere Häuserblöcke hätten abgerissen werden sollen. Durch die Kriegsinterventionen wurde der begonnene Abriss gestoppt, und in Teile der inzwischen leer geräumten Häuser mussten Zwangsarbeiter einziehen, die man für die Umgestaltung Berlins rekrutiert hatte.
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