Paul Schwingenschlögl – Musiker für den
Kiez und in der Welt
Wenn
der Musiker Paul Schwingenschlögl nicht gerade auf Tournee ist, trifft man ihn
häufig im Körnerkiez, denn er sorgt für die Musik im Körnerpark. Das Neuköllner
Kulturamt hat vor Jahren die Konzertreihen „Sommer im Park“ und „Salonmusik“ in
seine Hände gelegt. Im Hauptberuf ist er Musiker und Komponist, hat diverse
eigene Bands im Bereich Jazz und Weltmusik, spielt Trompete, Flügelhorn und
Klavier in unterschiedlichsten Ensembles. Seine Trompete begleitet auch seine
Geschichte, die er uns im Leuchtturm erzählt. Paul, dessen Dialekt seine österreichische
Herkunft verrät, berichtet eher zurückhaltend aus seinem Leben. Aber wenn er
spielt, ist er leidenschaftlich. Deshalb muss man ihn unbedingt musizierend
erleben. Am darauffolgenden Sonntag gibt Paul Schwingenschlögl mit dem
Pianisten Stefan Fischer als „Duo Cinema“ ein beeindruckendes Konzert, bei dem
wir (einige Besucher*innen des Erzählcafés) ihn als charismatischen Musiker
kennenlernen. Zur Einstimmung in seine Geschichte spielt Paul eine
schmeichelnde Melodie auf der Trompete, die wir zu kennen glauben.
„Das
war die großartige Komposition von Nino Rota für Fellinis Film ‚La Strada’. Der
Film kam 1954 ins Kino, vier Jahre vor meiner Geburt in Wien“, erklärt Paul.
Als Paul drei Jahre alt ist, zieht die Familie von Wien in die Wachau, eine bedeutende
Kulturlandschaft im Tal der Donau zwischen Melk und Krems. Im Jahr 2000 wurde
diese Landschaft in die Liste der UNESCO als Weltkultur- und -naturerbe
aufgenommen „Nicht zu Unrecht, denn die Wachau ist eines der bezauberndsten
Flusstäler Europas. An den Hängen wachsen hervorragende Weine. Die kann man vor
Ort genießen bei einem der vielen Heurigen, in denen die Weinbauern ihre Weine
ausschenken und zu günstigen Preisen einen kleinen Imbiss anbieten. Das ist
etwas, was ich bis heute in Berlin vermisse. Mein erster Weg, wenn ich wieder
mal in der Wachau bin, führt zum Heurigen“, schwärmt Paul. Er wächst in der
kleinen Stadt Mautern auf. Sie liegt an der Donau gegenüber der Bezirksstadt
Krems, wo sein Vater als Bankangestellter arbeitet wie auch schon in Wien, doch
nun ist er leitender Angestellter in der kleinen Filiale in Krems.
Paul
besucht in Mautern die Volksschule. Nach eher widerwilligen Versuchen auf der
Blockflöte darf er sich mit acht Jahren endlich ans Klavier setzen und geht
regelmäßig zum Klavierunterricht. Da er drei jüngere Schwestern hat und gerne
mit Jungen zusammen ist, findet er Gefallen am Plan seiner Eltern, ihn ins
Sängerknabenkonvikt in Stift Zwettl zu schicken, das etwa 50 Kilometer von
Mautern entfernt ist. Aber der Alltag im Stift mit den strengen Klostersitten
ist alles andere als rosig. Trotzdem hält er vier Jahre durch. Der Musiklehrer
bestätigt ihm zwar ein gutes Hörvermögen, als Sänger tauge er aber nichts.
Einmal die Woche gibt es auch Trompeten- und Klavierunterricht. Nach der Zeit im Konvikt kommt er nach Mautern zurück.
In
der Nachbarstadt Krems besucht er das Gymnasium und findet schnell neue
Freunde. Mit ihnen gründet er seine erste Rockband, in der er Schlagzeug
spielt, anfangs auf leeren Waschpulvertrommeln. Obwohl sein Vater nichts für
Rockmusik übrig hat, kauft er ihm ein Jahr später ein richtiges Schlagzeug. Paul
freundet sich mit dem zwei Jahre älteren Ronnie Iraschek an, ebenfalls
Schlagzeuger, der später als Ronnie Rocket Urini in Österreich als Sänger und
Songwriter Karriere machen wird. Mit 16 entdeckt er den Jazz und geht so oft
wie möglich zu Konzerten in den Kremser Jazzclub. Im Gegensatz zum
Musikunterricht in der Schule, bei dem auf die Musikgeschichte Wert gelegt
wird, erlebt er im Jazzclub die Kreativität der Musiker beim Zusammenspiel,
ihre Hingabe und ihr technisches Können. Schon jetzt pendelt er zwischen drei
Musikrichtungen. Am Klavier spielt er klassische Musik von Mozart, Beethoven,
Mussorgski, Bach und Chopin, bei der Band "Cinnamon Broughhams Revival"
spielt er am Schlagzeug Rockklassiker und in der Big Band des Jazzclubs
Trompete.
Nach
dem Abitur 1976 verbringt er im Rahmen des Schüleraustauschprogramms AFS
(American Field Service) ein Jahr in den USA. In Bethesda, Maryland, besucht er
die Walt Whitman High School. Anders als in Österreich werden die Schüler dort
nicht im Klassenverband unterrichtet, sondern sie bewegen sich von einem Kurs
zum nächsten. Angesichts der großen Anzahl verschiedener Kurse kann man sich
schon früh nach seinen Neigungen ausbilden und spezialisieren. Das
Schüleraustauschprogramm AFS hat gewisse Bedingungen: jeder AFS-Schüler soll je
einen Kurs in Englisch, Geschichte und Sport belegen. Für Paul sind daneben
natürlich die Musikkurse am interessantesten. Dazu gehört auch das Mitwirken in
einer Big Band. Er steigt dort mit seiner Trompete ein, obwohl eigentlich das
Klavier sein Instrument ist. Aber im Haus seiner Gastfamilie, einem weltoffenen
Diplomatenhaushalt, gibt es leider kein Klavier zum Üben. In der Big Band darf
er zwar hin und wieder das Piano spielen, meistens jedoch wird er mit seiner
Trompete eingesetzt und macht durch das
tägliche Üben große Fortschritte auf dem Instrument „Das Spielen in der Big
Band war für mich ein musikalischer Durchbruch“, sagt Paul. Er besucht die Clubs und Konzertsäle, wo er
ausgezeichnete Jazzmusiker erlebt wie Dizzy Gillespie, Stan Kenton, Buddy Rich,
Joe Zawinul und Stanley Clarke.
Nach
diesem einschneidendem Jahr in den USA kehrt Paul nach Österreich zurück und
lässt sich in Wien nieder. Wie nun weiter? Welche Berufsausbildung ist die
beste für mich? Musik oder Sprachen? Bin ich wirklich so begabt, dass ich eines
Tages vom Musikmachen leben kann? Oder gehe ich auf Nummer sicher und lasse
mich zum Übersetzer ausbilden? Paul kann außer Englisch auch gut Französisch.
Journalismus wäre ebenfalls eine Option. In Wien gibt es aber nicht für alle
angedachten Richtungen gute Entwicklungsmöglichkeiten. Das einzige Jazzinstitut
in dieser Zeit (Ende der 1970er-Jahre) ist ihm zu verschult. Beiträge für
österreichische Boulevardzeitungen zu verfassen, erscheint ihm wenig attraktiv,
und bei den wenigen seriösen Zeitungen sind die Jobs rar und begehrt. Hin- und
hergerissen zwischen verschiedenen Berufsoptionen entscheidet er sich für das
Dolmetscher- und Übersetzerstudium in den Sprachen Englisch und Französisch.
Die
Musik lässt ihn aber nicht los. Neben seinem Sprachstudium nimmt er
Privatunterricht bei Franz Koglmann, einem anerkannten Trompeter und
Komponisten, und taucht weiter in die Musikszene ein, indem er an Workshops
teilnimmt, die erfahrene Musiker anbieten (wie Mike Mantler, Bill Dixon, George Russell und Gil Evans).
Mit dem Bassklarinettisten Hans Steiner und dem Posaunisten Jacques Nobili
gründet er das Bläserensemble TRANS.
Jeder der drei schreibt Kompositionen, die sich zwischen Jazz und europäischer
Moderne bewegen.
Noch
während des Studiums sucht sich Paul Arbeit als Übersetzer. Allerdings verdient
er bei Auftritten mit einer Tanzmusik-Band wesentlich mehr Geld als mit dem
Übersetzen. Er entwickelt sich musikalisch rasch weiter und spielt in den
verschiedensten Gruppen und Formationen. Er tritt auf in Jazz-Clubs, spielt
Punk-Rock mit der Band seines Kremser Freundes Ronnie Urini, aber auch
Tanzmusik. Die klassische Musik lässt er beiseite. So, wie sie landläufig
dargeboten wird, findet er sie langweilig. Paul meint zu der Zeit, die
klassischen Musiker seien wie Beamte, die zu vorgegebenen Dienstzeiten exakt
das spielen, was auf dem Notenblatt steht und am Monatsende ein gutes Gehalt
kassieren. Das möge und könne er nicht. „Heute sehe ich das ein wenig anders“,
sagt Paul schmunzelnd und ergänzt: „Die jungen klassischen Musiker
interessieren sich durchaus für Jazz und machen oft beides."
Nachdem
er das Übersetzerstudium abgeschlossen hat, soll er zum Militärdienst eingezogen
werden. Paul will aber den Zivildienst absolvieren. Dafür muss er sich einer
Kommission stellen, die ihn befragt und anschließend über seinen Antrag
entscheidet. Er fällt durch, weil er seine Wehrdienstverweigerung mit
politischen Argumenten begründet hat. Bei der Wiederholung argumentiert er mit
der Bibel. Das kommt in diesem erzkatholischen Land besser an. Man stellt ihm
eine Fangfrage: Die Trompete ist doch ein kriegerisches Instrument, nicht wahr?
Schon die Bibel erwähnt die Trompeten von Jericho... Verzeihung, sagt Paul, Sie
meinen sicher die Posaunen von Jericho! Auch andere Bibelstellen zitiert er
ohne Probleme und ist damit für den Zivildienst, der acht Monate dauert,
qualifiziert.
Von den
vielen Konzerten, die Paul in dieser Zeit gibt, bleibt ihm eines unvergessen:
der Auftritt mit der Gil Evans Band beim Jazzfest Wien 1986 an der Seite von Jazzgrößen wie Lew Soloff, George Adams und John
Surman. Paul wird auch in Berlin (West) engagiert, wo er wieder neue
Musiker kennenlernt – und sich verliebt. Er muss aber nach Wien zurück, um
seinen Zivildienst zu leisten. Wenig später kommt seine Berliner Freundin nach
Wien und wohnt bei ihm. Nach Beendigung des Zivildienstes verlangt sie von ihm
eine Entscheidung: künftig Wien oder Berlin. Paul sagt: Ich probier’ es mal für
ein paar Monate mit Berlin.
Ende 1987
zieht er nach West-Berlin und bekommt einiges mit von der legendären
West-Berliner Zeit, in der dank großzügiger Subventionen die Kultur zum Blühen
gebracht wurde. „Für Musiker gab es viele Möglichkeiten aufzutreten, mehr als
heute“, sagt Paul. Durch Vermittlung seines Wiener Trompetenlehrers Franz
Koglmann hat Paul gute Verbindungen zu Musikern in der DDR, die er oft besucht
und mit denen er gemeinsam auftritt.
Darunter sind Johannes Bauer, Ernst-Ludwig Petrowsky, Helmut Forsthoff, Joe
Sachse, Klaus Koch, Uli Gumpert, Manfred Hering, Steffen Hübner, Heiner
Reinhardt. Anders als im Westen haben Jazzmusiker in der DDR kaum Probleme, ihren
Lebensunterhalt zu verdienen. Die Mieten sind billig und auch vieles andere,
das man zum Leben braucht. Da reichen schon einige wenige Konzerte im Monat, um
gut leben zu können und keinen Nebenjob ausüben zu müssen wie viele der
Musikerkollegen im Westen. Schwierig ist nur, eine Ausreisegenehmigung zu
bekommen. Einige wenige schaffen es und treten bei Festivals im Westen auf. Sie
werden von Veranstaltern gerne gebucht, da ihre Musik, die wegen der
Abschottung der DDR weitgehend unbekannt ist, ganz anders klingt:
eigenständiger und mit viel Raum zur freien Improvisation.
Im November
1989 öffnet sich die Mauer, die DDR gibt es noch fast ein Jahr. Der
Konzertveranstalter Jimi Metag organisiert im Januar 1990 für Paul eine
zweiwöchige Tournee durch die DDR mit dem Wiener Gitarristen und Komponisten
Alfred Polansky, mit dem er auch in Österreich schon öfters konzertierte. Sie
treten in vielen Städten auf wie Leipzig, Dresden, Cottbus, Rostock, Hoyerswerda.
Für Paul ist es die bisher am besten honorierte Tournee, allerdings in Ostmark.
Mit dem Geld kann er nicht viel anfangen, da der Kurs täglich schlechter wird.
Bis zur Währungsunion kauft er sich in Ost-Berlin Schallplatten und Bücher und kann
dort gut essen gehen.
In Berlin kommt Paul auch mit Musikern
aus anderen Kontinenten zusammen. Es gibt eine große afrikanische
Musiker-Community, und Paul tritt mit Musikern aus dem Senegal, aus Ghana, der
Elfenbeinküste, Zaire und Südafrika auf, auch mit Musikern aus Südamerika und aus
Indienspielt er. Der Bassist Ramani Krishna macht ihn mit einer indischen
Bluesband bekannt, die ihn 2013 zu einem Festival nach Südindien einlädt. Mit
der ägyptischen Band "Salamat" tritt er bei Festivals in ganz Europa
auf und nimmt sogar eine CD in einem Studio in Kairo auf. Mit seiner eigenen
Band „African Chase Experience“ gastiert er bei Jazzfestivals in Chemnitz,
Glauchau, Ilmenau, Rostock und Leipzig. „Es war eine spannende Zeit, und die
Kontakte pflege ich bis heute“, sagt Paul. Die Erfahrungen mit Musikern aus
anderen Kulturkreisen bereichern sein Musikverständnis und beeinflussen seine
Kompositionen. „Beim Jazz sah ich einen gewissen Stillstand. Es wurde vieles,
das die alten Meister geschaffen hatten, unreflektiert nachgespielt. Und auch
in der freien Improvisation hatten Klischees Einzug gehalten. Deshalb empfand
ich die Begegnungen mit den afrikanischen Musikern als anregende Auffrischung.“
Paul wohnt seit 1987 in Schöneberg. 1996
trennt er sich von seiner Freundin und sucht eine eigene Wohnung. Er findet sie
in Neukölln. Seine Freunde erklären ihn für verrückt, in den damals verrufenen
Bezirk zu ziehen. Der Grund der Trennung ist eine neue Liebe in Paris. Das
passt, denn Paris und die dortige Musikerszene haben ihn schon immer
fasziniert. So verbringt er immer wieder einige Wochen in der französischen
Hauptstadt. Trotz einiger Auftritte beim französischen Rundfunk und bei Festivals
gelingt es ihm nicht, dort Fuß zu fassen. Es leben viele gute Musiker in Paris,
die alle um Engagements kämpfen. Er lernt den berühmten Saxofonisten David
Murray kennen. Der spielt bei Festivals weltweit und verdient damit gutes Geld. Doch in Paris hat sogar ein David
Murray kaum Auftritte. "Eine wunderschöne Stadt, aber nur für Musiker
geeignet, die anderswo, meistens bei weltweiten Tourneen, ihr Geld
verdienen", so Pauls Fazit. Da ist das Leben in Berlin schon einfacher,
außerdem hat Paul hier mittlerweile ein gutes Netzwerk aus Veranstaltern und
Musikerkollegen.
Im Jahr 1996 erhält er ein
Kompositionsstipendium für das Projekt "African Chase Experience".
Damit kann er seinen Traum verwirklichen, einige der besten Musiker der
(ehemaligen) DDR, aus Berlin sowie afrikanische Musiker aus dem Senegal und
Ghana in einer einzigen Band zu vereinen. Nach der Präsentation seines Werks
wird die Band zu bedeutenden Festivals eingeladen. Sie bringt eine CD heraus,
aufgenommen im legendären Hansa-Studio – ein weiterer Grund dafür, dass die
Aufenthalte in Paris zunehmend seltener und kürzer werden .
In dieser Zeit bekommt er ein Engagement
am Landestheater Neustrelitz für das Musical "Black Rider". Mit der
Off-Theatergruppe ZATA war er an verschiedenen Produktionen beteiligt und 1991 sogar
zum Theaterfestival in Taschkent in Usbekistan eingeladen. Mit dem Theater hatte
er sich seit den Neunzigern beschäftigt.
Nach seinem Umzug nach Neukölln sucht er nach lokalen
Fördermöglichkeiten für Musiker. Er bewirbt sich für die dezentrale
Kulturförderung und reicht ein Projekt mit Musikern ein, die ihren Wohnsitz in
Neukölln haben, aber aus anderen europäischen und außereuropäischen Ländern
stammen. Er bekommt den Zuschlag und erarbeitet mit ausgewählten Musikern ein
erfolgreiches Konzertprogramm, das an zwei Tagen in der Werkstatt der Kulturen
präsentiert wird. „Doch, wie es mit solchen Projekten oft geschieht, fand es
nur einmal statt. Dann wurde es nicht mehr gefördert“, bedauert Paul. Trotzdem
hat es sein Gutes, denn Paul lernt die engagierte Kunstamtsleiterin Dr.
Dorothea Kolland kennen. Mit ihrer Hilfe kann er das internationale Festival
"Transglobal Counterblast" mit Musikern aus vier Kontinenten
verwirklichen, das an vier Tagen im Kulturhaus Treptow stattfindet und ein Jahr
später auf einer großen Open-Air-Bühne in Potsdam.
Außerdem bittet ihn Frau Kolland um
Unterstützung bei der Durchführung der seit vielen Jahren eingeführten
Konzertreihe „Sommer im Park“ (gemeint ist der Körnerpark). Bald wird er in die
Programmplanung einbezogen und hat die Verbindungen zu den Musikern
herzustellen. Dann entsteht die Idee, unter dem Titel „Salonmusik“ ein oder
zweimal im Monat Konzerte auch im Herbst und Winter anzubieten, die im Café in
der ehemaligen Orangerie stattfinden sollen. Unter der neuen Leiterin, Dr.
Katharina Bieler, die seit September 2013 im Amt ist, findet diese zweite
Konzertreihe durchgängig jeden Sonntag in der kalten Jahreszeit statt, von
Anfang Oktober bis Ostern. Paul organisiert seitdem die beiden
Veranstaltungsreihen in Abstimmung mit Bettina Busse vom Fachbereich Kultur.
Auch wenn er
immer wieder in Berlin und Neukölln zu hören ist, nimmt seine internationale
Konzerttätigkeit zunehmend mehr Raum ein. Aus der Begegnung mit der New Yorker
Minimal Music Komponistin Catherine Christer Hennix im Jahr 2012
entsteht eine intensive Zusammenarbeit. Mit ihrem Ensemble „CC Hennix and the
Chora(s)san Time-Court
Mirage“ konzertiert er bei Musikfestivals in New York, Amsterdam und
Berlin. Mit dem New Yorker Trompeter Amir ElSaffar entwickelt sich eine enge
Freundschaft. Dieser engagiert ihn für die Uraufführung seiner Auftragskomposition
für das Jazzfest Berlin, die westliche und östliche
Musik vereint. „Das Konzert im November 2017 war Wochen vorher ausverkauft, und
am Ende gab es tosenden Applaus“, erzählt Paul.„Umso schwieriger ist es, Auftritte in meiner alten Heimat Österreich zu bekommen.“ Alle ein bis zwei Jahre gelingt es aber doch. Dazu zählen Konzerte mit Trio Cinema: Duo Cinema, erweitert um seinen alten und engen Freund, den Sänger Ronnie Rocket Urini – unter anderem im legendären Wiener Jazzclub "Porgy & Bess"; ein Auftritt mit CC Hennix' Ensemble beim Kontraste-Festival 2013 in Krems, und die neuerliche Zusammenarbeit mit Alfred Polansky bei der Produktion und Präsentation seines Albums ”The Malcolm Lowry Project - Songs Between Heaven and Hell" im Herbst 2017.
Paul lässt sich nicht auf eine
Musikrichtung festlegen. Der Jazz hat ihn zwar beeinflusst und fasziniert, weil er erlaubt, sich stilistisch
zu öffnen und andere Elemente einzubinden, aber er sieht sich nicht als
Jazzmusiker. Er liebt es, die Genregrenzen zu überschreiten, indem er Soul,
Funk, Blues, Psychedelic Rock, Weltmusik, zeitgenössische Musik und freie
Improvisation gleichberechtigt spielt und darbietet. Formale Festlegungen sind
für ihn nur im konkreten Zusammenhang eines Projekts oder Ensembles sinnvoll.
Diese Haltung spiegelt sich in der Vielfalt seiner Alben, die musikalisch einen
weiten Bogen spannen – von festgelegten Kompositionen für seine größeren
Ensembles „Counterblast“ und „African Chase Experience“ – bis zu
völlig freier Improvisation und Klangexperimenten mit der Band „Trialogues“ mit dem Kontrabassisten
Udo Betz und dem Gitarristen Jan Weber. Und man erfährt es auch durch einen
Blick in den Programmkalender auf seiner Website (www. paul-schwingenschloegl.de),
in dem all seine Konzerte aufgeführt sind. Seine Auftritte sind immer gut für
Neues und Überraschungen.
Das
Interesse am Journalismus hat Paul übrigens nicht verloren. Seit sieben Jahren
schreibt er in der Neuköllner Monatszeitschrift "Kiez und Kneipe"
Artikel über Musik, Theater, Sport, neue Kneipen und Cafés – ein weiteres Feld
für Pauls vielfältige Beiträge zur Kulturentwicklung Neuköllns.