Donnerstag, 16. März 2017
Magdalena Lovric’ – Hausaufgabenhilfe im Nachbarschaftsheim
Magdalena Lovric’
arbeitet seit vier Jahren im Nachbarschaftsheim Neukölln e.V. und leitet dort
gemeinsam mit einem Kollegen das Projekt „Außerschulische Bildungs-und
Freizeitangebote“, in dem sie mit ihrem Team eine Hausaufgabenhilfe für
Grundschulkinder anbietet. Über dieses Projekt wird Magdalena berichten. Das
Nachbarschaftsheim wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit Unterstützung der
Amerikaner errichtet, um ein demokratisches Miteinander zu entwickeln, soziale
Ungleichheit abzubauen und gemeinsam mit allen Menschen in der Nachbarschaft
die soziale Situation im Stadtteil zu verbessern. Auch wenn sich die konkreten Bedürfnisse
der Menschen geändert haben, die Ziele des Nachbarschaftsheims sind bis heute
gültig.
Magdalena Lovric’ kommt 1975 in Hagen, Nordrhein-Westfalen,
zu Welt. Ihre Eltern stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien, heute Serbien, und
kamen als Gastarbeiter nach Deutschland. In Hagen lernten sie sich kennen und verliebten
sich ineinander. Sie heirateten und bekamen zwei Töchter. Magdalena berichtet,
dass sie in bescheidenen Gastarbeiterbaracken wohnten und sich am Wochenende
mit den Kollegen in einer Vorstadtkneipe trafen. Die Eltern hatten nicht vor,
sich für längere Zeit in Deutschland niederzulassen. Beide wollten arbeiten, aber
es gab keine Ganztagsbetreuung für die Kinder. So pendeln sie zwischen
Deutschland und Jugoslawien hin und her. Die beiden Mädchen wachsen im Kreis
der großen serbischen Familie auf und werden in Jugoslawien eingeschult. Als
Magdalena neun Jahre alt ist, beschließen die Eltern, wieder in Deutschland zu
leben. Ihre Töchter sollen in Hagen zur Schule gehen. Es gibt keine
Willkommensklassen oder eine besondere Sprachförderung wie heute, die Kinder kommen
in eine Regelklasse. Magdalena erzählt, dass der Unterricht in Jugoslawien, vor
allem in Mathe, fortgeschrittener war als in Hagen, so dass sie nicht
zurückgestuft werden mussten. Und die deutsche Sprache haben sie sehr schnell
von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern gelernt. Da die Eltern wünschen, dass
ihre Töchter etwas „Handfestes“ lernen, macht Magdalena nach der 10. Klasse eine Lehre im „Kaufhof“, die sie als „Fachverkäuferin
für Damenoberbekleidung“ abschließt. Magdalena will weiterkommen und legt auf
dem Zweiten Bildungsweg ihr Abitur ab, um danach an der Freien Universität
Berlin Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Jugend- und
Erwachsenenbildung zu studieren. Sie lebt vom BAföG und von kleineren Jobs
neben dem Studium.
Noch während sie ihre Diplomarbeit schreibt, erhält
Magdalena das Angebot, in Köln bei einem Modellprojekt „ Amaro Kher – Unser Haus“ mitzuarbeiten, das sich an die Minderheit
der Roma richtet, Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien. Im Jahr
2004 zieht Magdalena wieder nach Nordrhein-Westfalen
und arbeitet mit Kindern und deren Eltern, die in der Mehrzahl aus
Roma-Familien stammen. Diese Kinder haben bereits das Schulalter erreicht,
gehen aber nicht in die Schule. Zu dieser Zeit gibt es in Deutschland keine
Schulpflicht für Flüchtlingskinder. Außerdem liegen die meist provisorischen
Unterkünfte für Flüchtlinge außerhalb des Stadtzentrums und damit weit entfernt
von Bildungseinrichtungen. Ziel ist es, die Kinder trotzdem an die Schule
heranzuführen. Das Projekt versucht, den durch Flucht und Armut traumatisierten
Menschen den Zugang zur Schulbildung zu ermöglichen und sie für einen
regelmäßigen Schulbesuch zu motivieren.
Nach drei Jahren will Magdalena aus „privaten Gründen“
wieder in Berlin leben. Dort arbeitet sie viele Jahre als Sozialarbeiterin
verschiedenen Bildungseinrichtungen im Bereich der „Sozialpädagogischen
Familienhilfe“ (§ 31 SGB VIII). Ihre Aufgabe ist es, in enger Zusammenarbeit mit
den zuständigen Jugendämtern die Eltern individuell in ihrer
Erziehungskompetenz zum Wohle des Kindes und des Jugendlichen zu unterstützen.
Seit 2013 ist sie Mitarbeiterin im Nachbarschaftsheim
Neukölln e.V., einer sozialen Einrichtung, deren Angebote sich an alle Menschen
im Kiez richten. Morgens gibt es Kurse für Bewegung und Entspannung für Ältere,
vormittags und nachmittags steht das Haus überwiegend Kita- und Schulkindern
zur Verfügung, und ab 18 Uhr werden zahlreiche Kurse für Erwachsene angeboten
wie Yoga, Tanzen, Theater u.v.m. Mehrmals im Jahr finden große Feste statt, bei
denen alle zusammen feiern, wie beispielsweise beim Osterfeuer, das mit Spielen
für Kinder, Musik, Tanz und köstlichen Speisen begleitet wird.
Magdalena betreut gemeinsam mit ihrem Kollegen Burak Tamer
den „Interkulturellen Kinder- und Familientreffpunkt“. Ein besonderes Projekt
ist die Hausaufgabenhilfe, mit dem Projektnamen „Außerschulische Bildungs-und
Freizeitangebote“, das vom Quartiersmanagement Körnerpark gefördert wird und
sich an Grundschulkinder der Konrad-Agahd- und Peter-Petersen-Schule richtet. Mit
diesen beiden Schulen, die im Körnerkiez liegen, hat das Nachbarschaftsheim ein
Kooperationsabkommen geschlossen. Die Hausaufgabenhilfe ergänzt die
Ganztagsbetreuung dieser beiden Schulen, da dort nicht für alle Schülerinnen
und Schüler Plätze zur Verfügung stehen. Vorrangig erhalten Kinder, deren
Eltern beide tagsüber arbeiten und für die Betreuungskosten aufkommen, an
diesen Schulen einen Hortplatz. Alle anderen Kinder müssten nachmittags zu
Hause oder anderweitig – zum Beispiel im Nachbarschaftsheim – versorgt werden.
Seit der EU-Erweiterung im Jahr 2007 sind viele rumänische und bulgarische
Familien nach Neukölln gezogen, die das Angebot der Hausaufgabenhilfe im
Nachbarschaftsheim für ihre Kinder gern wahrnehmen. Sie und auch arabisch und
türkisch sprechende Eltern sind vor allem daran interessiert, dass ihre Kinder
die deutsche Sprache sehr gut lernen, weil sie meistens selbst wenig oder gar
nicht Deutsch sprechen. Dieses Bedürfnis geht zwar über die Möglichkeiten der angebotenen
einstündigen Hausaufgabenhilfe hinaus, aber, so erzählt Magdalena, das Projekt wird
erfreulicherweise zusätzlich von Ehrenamtlichen unterstützt, so dass eine
individuelle Förderung beim (Deutsch) Sprechen, Lesen und Schreiben punktuell möglich
ist.
98 Prozent der Kinder in der Hausaufgabenhilfe stammen aus
Zuwandererfamilien. Das Nachbarschaftsheim fragt nicht, ob die Eltern arbeiten
gehen und baut auch sonst keine großen Hürden auf. Das Hausaufgabenangebot
richtet sich an alle Grundschülerinnen im Körnerkiez. Für Kinder, die in großen
Gruppen nicht zurechtkommen oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen, bietet das
Nachbarschaftsheim die „soziale Gruppenarbeit“ als Unterstützung an. Alle
Kinder werden von ihren Eltern angemeldet, die sich mit 50 Cent pro Tag
beteiligen. „Dieser Betrag ist symbolisch als Wertschätzung zu verstehen“,
erläutert Magdalena.
Die Hausaufgabenhilfe findet an vier Tagen in der Woche von
Montag bis Donnerstag statt und ist in fünf Gruppen für je 10 Kinder
eingerichtet. Die Kinder der 1. bis 3. Klasse sowie der der 4. bis 6. Klasse
werden zusammengefasst. Die Gruppen werden von je einer Honorarkraft geleitet,
die pädagogisch ausgebildet ist und Erfahrung in der Gruppenarbeit und in der
Arbeit mit Grundschulkindern hat. Mindestens ein Mal pro Woche wird jede Gruppe
von einer ehrenamtlich arbeitenden Betreuerin (oder Betreuer) unterstützt, die
mit einzelnen Kindern arbeitet, die besonders gefördert werden müssen.
„Übrigens suchen wir immer Ehrenamtliche, die bereit sind mitzuhelfen“, sagt
Magdalena und schaut aufmunternd in die Runde im Erzählcafé. „Wir sind auf
solche Helferinnen und Helfer angewiesen. Je mehr sich engagieren, desto größer
werden die Fortschritte bei den Kindern sein.“
Vor der Hausaufgabenhilfe, um 14 Uhr, gibt es Mittagessen.
Wer sich angemeldet hat, muss pünktlich erscheinen. Zwei Kinder haben
Tischdienst und helfen beim Tischdecken, Abräumen und Saubermachen. Täglich
wird im Nachbarschaftsheim frisch gekocht, und immer ist Salat oder Gemüse
dabei. Einmal in der Woche bespricht Magdalena mit den Kindern, was sie gern
essen wollen. Es gibt zum Beispiel: Pommes mit Salat, Spaghetti Bolognese,
Gemüsequiche, Gemüseeintopf mit Hackfleisch, Kartoffeln mit Quark, Linsen- oder
Gemüsesuppe, Chili con carne, Lasagne. Für einen Nachtisch reicht das Budget
nicht, aber wenn ein Kind Geburtstag hat, bringt es oft etwas Süßes für alle
Kinder mit. Das gemeinsame Mittagessen ist für die Kinder sehr wichtig, meint
Magdalena. Dabei können sie sich ausruhen und Kraft für den Nachmittag
schöpfen.
Nach der Hausaufgabenhilfe, in der die Kinder in der Regel
alle ihre anfallenden Schularbeiten erledigt haben, beginnen um 15.30 Uhr die
vielfältigen „außerschulischen Freizeitangebote“, an denen auch alle anderen Kinder
aus dem Kiez teilnehmen können. Sehr beliebt ist der Trommelkurs. Die Kinder
nehmen auch gern die Angebote für kreatives Gestalten wahr, wie Malen und
Basteln, Töpfern, die Fotowerkstatt am Computer oder sie beteiligen sich an der
beliebten Koch & Back AG. Es gibt Computerkurse, Mädchenfußball und ein
Fußballgruppen für Jungen. Die Kinder können sich auch Spiele ausleihen und den
Nachmittag damit verbringen. Bis 18 Uhr stehen Haus und Garten den Kindern zur
Verfügung.
Magdalena und die Gruppenleiter- und Leiterinnen bilden ein
interkulturelles Team, das die wichtigsten Sprachen der im Nachbarschaftsheim
aktiven Eltern kennt : Türkisch, Serbisch/Kroatisch/Bosnisch, Rumänisch und
Bulgarisch. Einmal im Monat gibt es das „Hausaufgaben-Elterncafé“, bei dem die
Entwicklung der Kinder besprochen wird. Da die Betreuerinnen und Betreuer mit
den Schulen Kontakt haben, wissen sie, wie sie in der Schule stehen und was mit
den Kindern geübt werden soll. Etwa 90 Prozent der Eltern erscheinen beim
Elterncafé und beweisen dadurch, wie sehr ihnen das Vorankommen ihrer Kinder am
Herzen liegt. Überwiegend kommen die Mütter, die dann manchmal ihre Babys
mitbringen.
Magdalena und ihr Team leiten die Kinder zum selbstständigen
Arbeiten an. Die Kinder sollen lernen, die Verantwortung für sich selbst zu
übernehmen. Das heißt auch, die einmal vereinbarten Regeln einzuhalten, zum
Beispiel Pünktlichkeit, rücksichtsvolles Verhalten, eine Benachrichtigung beim
Fernbleiben. Magdalena betont, dass die meisten Kinder die Regeln respektieren.
Benimmt sich trotzdem ein Kind unpassend, führen die Betreuerinnen und Betreuer
Gespräche mit den Eltern. Kann aus dem Team niemand die Sprache der Eltern
sprechen, wird ein Dolmetscher eingeschaltet. Wenn sich das Verhalten nach dem
dritten Gespräch nicht gebessert hat, kann das Kind nicht mehr teilnehmen. Einmal
wurde ein Mädchen aus der 2. Klasse gerügt, weil es zu spät kam, und es weinte
verzweifelt. Ihr älterer Bruder, der in einer anderen Gruppe im Haus beschäftigt
war, kümmerte sich nicht um die Schwester: er wollte nicht ihr Babysitter sein .
Oft müssen ältere Geschwister die Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister
übernehmen, insbesondere die Mädchen. „Da hört die Kindheit bei vielen mit
zehn, elf Jahren auf. Diese Eltern haben meistens viele Kinder und brauchen
Unterstützung“, meint Magdalena.
Die Hausaufgabenhilfe des Nachbarschaftsheims versucht, den
Kindern die Unterstützung zu geben, die sie für ihre schulische Entwicklung brauchen.
Die meisten können diese Hilfe nicht von ihren Eltern erhalten, da diese kaum
oder kein Deutsch sprechen. Magdalena hat erfahren, dass das Nachbarschaftsheim
ein „toller Ort ist, wo man sich begegnen kann“. Damals, als sie sich als
Gastarbeiterkind mit ihrer Familie in Deutschland zurechtfinden musste, gab es
keine Förderung. Ihre Eltern haben ihr erzählt, dass sie als kleines Mädchen
eines Tages das Sprechen verweigerte, weil sie nicht mehr zwischen Serbisch und
Deutsch „switschen“ wollte. „Ich kann mich absolut mit diesem Projekt
identifizieren, weil ich weiß, was es bedeutet, wenn Eltern einen nicht
unterstützen können, aber trotzdem wollen, dass ihr Kind einen guten Abschluss
macht. „Deshalb finde ich solche Angebote superwichtig. Ich hätte mir damals auch
so etwas gewünscht.“
Kredit-Angebot hat ohne Protokoll-Rate reduziert
AntwortenLöschenIch vergibt Darlehen an alle, die an finanzieller Unterstützung interessiert sind. Dies ist ein Darlehen zwischen Einzelpersonen mit einfachen Bedingungen und spezifisch für diese Tatsache, einige Bestimmungen für die ordnungsgemäße Durchführung des Verfahrens. Mein Zinssatz über die Lebensdauer des Darlehens beträgt 3% und die Rückzahlung erfolgt auf monatlicher Basis, wenn Sie interessiert sind, kontaktieren Sie mich per e-Mail: ilievmarco15@gmail.com