Donnerstag, 14.
April 2016
Sicher hat Susanne
Werner den Körnerkiez lange nicht besucht. Als sie uns im Leuchtturm begrüßt, sagt
sie, dass sie sich wie Zuhause fühle und ihr alles sehr bekannt vorkomme;
andererseits sei auch vieles fremd, vor allem die renovierten Häuser und die
vielen Autos. Früher haben sie doch auf der Straße gespielt... Und wo sich denn
der Turm befände, daran könne sie sich gar nicht entsinnen. Sie meint den
Neuköllner Leuchtturm und muss schallend lachen, als sie erfährt, dass der Turm
nur ein Fassadenbild ist. Susanne Werner ist eine temperamentvolle, jung
gebliebene Achtzigjährige, die am liebsten sofort mit ihrem Bericht beginnen
möchte; aber es ist noch viel zu früh, und wir warten noch auf ein paar
Zuhörer.
Susanne Werner hat
im Herbst 2015 in der Berliner Woche einen Bericht über das geplante „Erzählcafé
im Körnerkiez“ gelesen und sich daraufhin spontan beim Quartiersmanagement
gemeldet. Sie ist im Körnerkiez aufgewachsen, kann sich noch an viele
Einzelheiten erinnern und möchte ihre Erinnerungen gern weitergeben. Sobald der
Historiker vom Museum Neukölln, Henning Holsten, davon erfuhr, fragte er sie nach
früheren Fotos, die er für die Ausstellung „100 Jahre Körnerpark“ gebrauchen
könnte. In ihrem Fotoalbum ist er tatsächlich fündig geworden, und nun sind
drei Bilder mit der kleinen Susanne im Körnerpark in der Ausstellung zu sehen.
Für ein Vorgespräch
besuchte ich Susanne Werner in ihrem kleinen Haus in Rudow. Es ist seit fast 50
Jahren ihr Lebensmittelpunkt, wo sie mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann und
ihrem Sohn gelebt hat.
Susanne Werner: Über die Kriegs- und Nachkriegszeit im Körnerkiez
Susanne Werner, geborene Ebert, wird 1935 geboren. Sie wächst im
Erdgeschoss des Eckhauses Selkestraße 1, Emser Straße 15 auf. Zweieinhalb Jahre
später kommt ihre Schwester zur Welt. Ihre Eltern sind streng, irgendwie können
sie ihren Kindern keine Liebe geben. In dem Zimmer der Mädchen befindet sich
ein Pult aus Holz, auf dem sie ihre Schularbeiten machen müssen. Ihr Vater
schiebt ihnen einen Besenstil durch die Arme, damit sie gerade sitzen. Um nicht
„herumzuhampeln“, werden sie angebunden. Ein Stunde lang muss Schönschrift
geübt werden, dafür wird der Wecker gestellt. Vor dem Essen müssen sie ihre
Hände vorzeigen und eine Schürze umbinden. Sind die Fingernägel schmutzig,
bekommen die Kinder Kopfnüsse.
Susanne findet eine Erklärung in der Biografie ihres Vaters:
Dessen Mutter war mit einem Argentinier verlobt, sie bekamen zwei uneheliche
Kinder, und es war geplant, dass der Argentinier seine Verlobte und die Kinder
mit nach Argentinien nimmt. Es kam aber nicht so weit, weil die Mutter der
Verlobten nach einem Blitzschlag gelähmt war und von der Tochter verlangte,
dass sie in Deutschland bleibt und sie pflegt. Die Mutter in einem Pflegeheim
unterzubringen war damals undenkbar. Die Tochter gehorchte und gab die beiden
Jungen in ein Waisenhaus. Dort wuchsen die Kinder unter harten Bedingungen auf,
sie sollten „Zucht und Ordnung“ lernen;
d.h., bei den kleinsten Verfehlungen gab es harte Strafen und die Kinder wurden
geschlagen. Susannes Vater hatte also als Kind nie erfahren was Liebe ist. Später
konnte er studieren; das Stipendium verdiente er sich durch Wohlverhalten; er
wurde Ingenieur und Statiker.
In der Familie der Mutter herrschte die leichte Muse, ihr Vater
war Schauspieler. Doch das färbte wohl wenig auf die Tochter ab, denn sie war
als Mutter genauso rigoros wie ihr Mann. Vermutlich hatte sie das damals vorherrschende
Rollenbild einer gehorsamen Ehefrau verinnerlicht. Immerhin hat sie einen Beruf
erlernt; sie war Schneiderin.
Für eine weitere Erklärung könnten die schwierigen Zeiten dienen.
Als Susanne vier Jahre alt ist, beginnt der Zweite Weltkrieg. Der Vater wird
eingezogen und kommt in Kriegsgefangenschaft. Wieder zu Hause nach dem Krieg
möchte er alles nachholen, was er versäumt hat und erzieht seine Töchter besonders
streng. Lieber hätte er Söhne gehabt.
In der
Schule ist es nicht besser. Auch dort müssen die Kinder gerade sitzen und
bekommen Schläge. Susanne besucht die Mädchenschule in der Thomasstraße (heute
Konrad-Agahd-Grundschule), die Jungenschule liegt gegenüber. Die Kinder haben
einen Schulranzen mit einer Schiefertafel, an der Schwamm und Lappen hängen, und einem Holzkasten, in der
sich die Kreide befindet. Der Deckel des Kästchens lässt sich herausziehen und
wird häufig benutzt, um den Kindern eins auf die Finger zu geben. Später
schreiben die Kinder mit Feder und Tinte. In Kriegszeiten werden die Zeugnisse
auf „Stullenpapier“ geschrieben, es gibt nicht anderes. An Stelle von
Schulheften dienen die weißen Zeitungsränder zum Schreibenüben.
Die
Ferien sind für Susanne trotzdem schön. Die Kinder toben im Körnerpark, im
Stubenrauchpark oder auf der Straße, spielen Völkerball, Hopse, mit Murmeln
oder einem Triesel. Es sind Spielsachen, die nichts kosten. Manchmal fährt ein
Nachrichtenwagen durch die Straßen, um die Menschen über Lautsprecher zu
informieren. Privatautos sieht man nur selten. Und Susanne hat außer der Straße
einen weiteren Rückzugsort: die nahegelegene Wohnung der Oma in der
Silbersteinstraße, wo es ihr gut geht und sie ein wenig Ruhe findet.
Gelegentlich
darf sie eine Freundin und deren große Schwester zum BdM (Bund deutscher Mädel)
begleiten, wo die Mädchen spielen und basteln dürfen. Dort fühlt sie sich genauso wohl wie in der
Hitlerjugend, wo Strümpfe für die Soldaten gestrickt und aus alten Bettlaken Tupfer
für die Lazarette hergestellt werden. Bei der Hitlerjugend kann man im Bad des
Olympiastadions Schwimmen lernen. Man muss aber über 10 Jahre alt sein. Das ist
Susanne noch nicht und bleibt deshalb am Rand des Schwimmbeckens stehen. Plötzlich
stellen sich alle anwesenden Kinder in einer Reihe auf und es nähert sich Adolf
Hitler und streichelt die Kinder über den Kopf. Am Abend berichtet Susanne
stolz den Eltern, was sie erlebt hat und wundert sich, warum ihre Geschichte
gar keinen Anklang bei ihnen findet. Wie viele Neuköllner stehen Susannes
Eltern Adolf Hitler distanziert gegenüber. Trotzdem ist der Vater in die Partei
eingetreten, um als Statiker auch Arbeit zu bekommen. Dafür muss er nach dem
Krieg zunächst als Schlosser arbeiten, bis er entnazifiziert wird.
Zwischen
1941 und 1944 werden Susanne und ihre Schwester zweimal für ein halbes Jahr
verschickt, weil sie unterernährt sind. Einmal geht es nach Ostpreußen, einmal
nach Schlesien. Wo und wann genau das war, weiß Susanne nicht mehr. In
Schlesien werden die mit dem Zug ankommenden Kinder auf die Bauersfamilien
verteilt. Der deftige Umgangston verunsichert Susanne. Zu Hause musste man mit
Messer und Gabel essen und zur Begrüßung einen Knicks machen. Deshalb bringt
man Susanne beim Lehrer unter, dessen Wohnhaus direkt an das Schulgebäude
angrenzt. Alle Kinder des Dorfes werden gemeinsam in einem Klassenraum
unterrichtet. Der Lehrer besitzt eine Ziege, die gerade ein Junges warf, und Susanne bekommt
die Aufgabe, sich um das Zicklein zu kümmern. Auf einer Postkarte an die Mutter
schreibt sie begeistert über das Tier und vergisst dabei das Wichtigste: ihre
Adresse mitzuteilen.
Im
Krieg muss Susannes Mutter mit den beiden Töchtern allein klarkommen. Häufig
ist Bombenalarm und die Familie muss in den Keller, dort verbringen sie viele
Nächte. Die Mutter ist überfordert, und schlägt die Kinder bei den kleinsten
Vergehen mit dem Rohrstock. Niemand kommt den Kindern zur Hilfe. Am Tag gehen
sie zur Schule. Aber Unterricht findet kaum statt, dafür werden Appelle geübt. Die
Fensterscheiben des Schulgebäudes sind zerbrochen. Der Winter ist bitterkalt,
zum Heizen gibt es keine Kohle, die Kinder ziehen ihre Mäntel nicht mehr aus. Susannes
Mutter freundet sich mit einem belgischen Zwangsarbeiter an, der im Lager an
der Siegfriedstraße untergebracht ist, um an Hitlers gigantischer Nord-Südachse
mitzubauen. Er kümmert sich auch ein wenig um die Kinder.
Ein
traumatisches Erlebnis von vielen beginnt mit einer Luftmine, die das Haus
trifft. Sie zerstört das Kinderzimmer; im Keller bricht der Kamin auseinander,
so dass die Schutzsuchenden vom Ruß geschwärzt werden. Ein Obmann hilft die
Steine wegzuräumen und wird dabei von einem Granatsplitter getroffen. Bevor der
Mann im Keller verblutet, versuchen die Frauen das Blut mithilfe der Kissen aus
Susannes Puppenwagen zu stillen. Susanne ist außer sich, dass sie nun kein
Bettchen mehr für ihre Puppen hat. (Noch
heute hat sie wegen ihres „Egoismus“ ein schlechtes Gewissen.) Nach dem
Luftminenangriff ist die Wohnung der Eberts unbewohnbar und sie leben fast nur
noch im Keller, wo sie ihre Feldbetten aufgebaut haben.
Als die
Russen 1945 Berlin erobern, fallen sie auch in den Körnerkiez ein. Sie kommen
vom Güterbahnhof südlich der Feuerwehr und sichern sich Schnaps und Frauen. Das
Eckhaus von Susanne liegt auf dem Weg. Die Russen dringen in den Keller ein und
suchen sich in dem mit stinkenden Carbitlampen erleuchteten Raum ihre Frauen
aus. Einen besonders brutalen Fall wird Susanne nie vergessen. Ein Russe nimmt
sich immer wieder dieselbe junge Frau und zerbeißt ihr die Brust. Um sie ein
wenig zu schützen wickeln die anderen Frauen sie in eine Decke ein und
verstecken sie unter Susannes Pritsche. Susanne hört das Stöhnen der Frau und
denkt sich, dass sie niemals eine Brust haben möchte. Später, als junges Mädchen,
versucht sie ihren Busen zu verbergen und trägt auch im heißesten Sommer eine Strickjacke
über ihrem Kleid. Die geschändete junge Frau und ihre Mutter stürzen sich eines
Tages vom Balkon ihres Hauses.
Einmal
sieht Susanne einen hochrangigen Nazi, der an einer Straßenlaterne erhängt wurde.
Bei dem war sie früher einmal eingeladen, um bei einer Hochzeit Blumen zu
streuen! Es ist nicht der einzige Tote, den sie sieht. Die Leichen werden in
Pappe eingewickelt und an den Straßenrand gelegt, bis sie abgeholt werden. Ein
anderes Mal liegt ein toter Soldat im Hof, der mit seinem Fallschirm abgestürzt
ist. Die Menschen reißen sich um die Fallschirmseide, um sich daraus Blusen zu
schneidern, den Toten aber lassen sie liegen.
Nach
dem Krieg versuchen die Menschen irgendwie zu überleben. In den kalten Wintern
werden die Bäume im Körnerpark und auch im Stubenrauchpark abgeholzt, um damit
die Öfen zu heizen. Wenn am ersten eines jeden Monats die Lebensmittelkarten
ausgeteilt worden sind, bilden sich beim Kaufmann Schlingel lange Schlangen,
weil die Menschen fürchten, dass schon am dritten des Monats alles ausverkauft
ist. Auf dem Schwarzen Markt kostet ein Ei unglaubliche 15 Mark, ein Brot 80
Mark. Auch vor dem Kino „Apollo“ in der Karl-Marx-Straße, stehen die Menschen
an, um sich eine Stunde Ablenkung vom Überlebenskampf zu gönnen. Daneben liegt
das KJ-Kaufhaus, wo man die scheußliche Bleyle-Unterwäsche bekommen kann.
Die
Kleidung ist alles andere als modisch. Die Kinder tragen die ihnen verhassten
Leibchen, an die dicke Strümpfe angeknüpft werden. Wachsen die Kinder, werden
die Träger verlängert. Werden die Schuhe zu klein, schneidet man die Kappen ab,
so dass die Zehen herausschauen. Im Winter sollen Trainingshosen wärmen, die
unten mit einem Gummizug abschließen und bei Eis und Schnee feucht und immer
schwerer werden.
In der
Not der frühen Nachkriegsjahre wird aus scheinbar Wertlosem immer noch etwas
gewonnen. Kartoffelschalen werden gewaschen, gemahlen und dann zu
Kartoffelpuffer gebraten; aus Brennnesseln oder Melde macht man Spinat, und der
gebratene Euter einer Kuh, eine Rarität, kann wie ein Schnitzel schmecken. Manchmal
spielt jemand im Hof Akkordeon, dann werfen die Menschen einen Groschen nach
unten. Oder es kommt der Schalenmann, der ruft: „Brennholz für
Kartoffelschalen“, und die Frauen liefern für ein wenig Holz den kostbaren
Abfall ab. In Neukölln werden fast alle Häuser mit Einzelöfen beheizt. Müssen
im Sommer Lebensmittel auch mal gekühlt werden, bringt der Eismann große
Brocken Stangeneis, die in die Badewanne oder in einen Holzkühlschrank unter
dem Küchenfenster gelegt werden. Aber nur wenige Mieter besitzen eine
Badewanne. Ein Großteil der Wohnungen hat nur Außentoiletten, die über eine
halbe Treppe zu erreichen sind.
Viele
Bewohner feiern einmal im Jahr ein Hoffest, und wenn sogar ein Clown als „Onkel
Pelle“ erscheint, ist die Freude der Kinder besonders groß. In den Ferien
spielen die Kinder gemeinsam auf der Straße oder im Körnerpark. Dass jemand
verreist, ist unvorstellbar. Manche haben jetzt Rollschuhe, die man an den
Schuhen festschnallt. Die Kinder fühlen sich alle gleich. Süßigkeiten gibt es
wenig, jedoch Brausepulver, das alle gern lecken und dann die gefärbte Zunge
zeigen. Manchmal dürfen sich die Kinder ein Eis im Eisladen gegenüber von Musik
Bading kaufen. Zu Weihnachten bekommen die Mädchen gebrauchte Puppen mit neu
geschneiderten Anziehsachen, und die Kekse auf dem Weihnachtsteller sind
abgezählt. Gibt es zu Hause etwas zu feiern, werden die Kinder mit einem Siphon
in die Kneipe geschickt, um Bier zu holen. In der Schule wird eine
Schulspeisung angeboten, die für Susanne oft die einzige warme Mahlzeit am Tag
ist.
Während
der Blockade Berlins 1948/49 halten sich die Kinder gern unter der Flugschneise
zwischen den beiden großen Friedhöfen auf in der Hoffnung, dass die Amerikaner wie
so oft aus dem Rosinenbomber ein paar Bonbons abwerfen. Aber die großen Jungen
sind immer schneller, so dass die Mädchen nie etwas abbekommen. Spaß hat es
trotzdem gemacht, meint Susanne.
Mit 15
Jahren wird Susanne aus der Schule entlassen und geht in die Lehre. Das
Schulzeugnis ist gut, obwohl sie glaubt, nicht viel in der Schule gelernt zu
haben. Vielleicht hat ihre Oma dazu beigetragen, denn sie hat der Lehrerin
gelegentlich einen Blumenkohl oder ein paar Mohrrüben vom Hamstern in Zossen
oder Mittenwalde mitgebracht. Susanne macht eine Ausbildung im Fach Kunstgewerbe
beim Letteverein. Dort lernt sie verschiedene
kunsthandwerkliche Fertigungsmethoden wie Malerei, Handarbeiten,
Metallarbeiten.
Die Ehe
der Eltern übersteht die Nachkriegszeit nicht. Nach der Scheidung geht der
Vater mit einer anderen Frau nach Wetter a.d. Ruhr, um wieder als Statiker zu
arbeiten. Die Mutter heiratet den Schneidermeister aus der Selkestraße und
zieht mit ihm an den Kottbusser Damm, wo er eine neue Werkstatt aufmacht. Die
beiden Mädchen bleiben in der Wohnung und sind auf sich allein gestellt.
Susanne ist 15, ihre Schwester 12 ½ Jahre alt. Ab und zu schaut die Mutter nach
ihnen. Susanne bereitet häufig eine billige, dicke Erbsensuppe zu, die sie aus
einer Erbswurst herstellt. Sobald Susanne ausgelernt hat, stellt der Vater
seine Zahlungen ein mit der Begründung, er habe in demselben Alter allein für
seinen Unterhalt sorgen müssen.
Mit 17
Jahren lernt Susanne ihren künftigen Ehemann kennen und wird herzlich in dessen
Familie aufgenommen. Ihre Schwester hat ähnliches Glück und bekommt ebenfalls
über ihren Freund und späteren Mann den ersehnten Familienanschluss. Susanne
heiratet mit 21 Jahren; ein Jahr später wird ihr Sohn geboren. Die Schwester
bekommt ebenfalls einen Sohn, und beide Familien kümmern sich gemeinsam um die
Kinder. Der Schwiegervater der Schwester betreibt in Rudow auf einem eigenen
Grundstück eine kleine Galvanikfabrik. Das Grundstück ist groß genug, dass er es
um einige kleine Einfamilienhäuser erweitern kann. Er selbst, sein Sohn und
Susannes Schwester wohnen bereits dort. So bietet er auch der jungen Familie
Werner ein Haus zur Miete an, damit alle Familienmitglieder zusammen wohnen und
sich gegenseitig unterstützen können. Zur Fabrik gehört auch eine Schlosserei. Dort
erlernt Susanne das Schlosserhandwerk. Später übernimmt sie die Werkstatt und arbeitet
30 Jahre als Punktschweißerin.
Heute
leben die beiden Schwestern noch immer in ihren Häusern. Sie sind inzwischen
Witwen und helfen sich wie gewöhnlich gegenseitig. Ein- bis zweimal im Jahr
machen sie gemeinsam eine schöne Reise in ein fremdes Land. Die Fabrik hat
längst einen anderen Besitzer. Susanne engagiert sich in einer Gruppe der
Kirchengemeinde. Sie liebt es Gedichte aufzusagen und schreibt kurze Texte. Sie
ist ein fröhlicher Mensch, aber die traumatischen Erlebnisse in ihrer Kindheit
kann sie nicht vergessen.